Gedenken an Paul Neumann
Als im November 1918 in Berlin die Revolution tanzte und die Republik ausrief, kochte auch die Stimmung in Nowawes. Um den Umsturz zu befeuern, trat die Arbeiterschaft in den Streik und zu hitzigen Debatten zusammen. Bei Hiemkes, einem heute noch beliebten Lokal, beschloss man, zur Tat zu schreiten: Wenn schon Revolution, dann auch in Nowawes! Unter roten Fahnen zog ein Trupp von etwa 70 entschlossenen Männern zum Rathaus und besetzten es. Ihren Anführer ernannten sie zum Gemeindevorsteher: Paul Neumann.
Den „Roten Zaren“ nannten ihn seine Anhänger wie auch seine Feinde. Bei den im März 1919 abgehaltenen Kommunalwahlen wurde er im Amt, das dem eines Bürgermeisters entsprach, bestätigt. Trotzdem dauerte seine Amtszeit nicht allzu lange. Er wusste sie zu nutzen und veränderte die Stadt in einem atemberaubenden Tempo. Er kümmerte sich um die Unterrichtung nichtkonfessioneller Schüler und setzte bei der Gesundheitsfürsorge auf reformorientierte Gemeindeärzte.
Auch in der Boden- und Wohnungspolitik hinterließ Neumann seine Spuren: Schon im Jahre 1918 setzte er gegen den Widerstand der Rechten durch, dass die Stadt 52 Hektar der sogenannten Sandscholle, eines sandigen, mit Kiefern bestandenen Geländes, kaufte. Angesichts der Wohnungsnot wollte er Wohnraum für Arbeiter schaffen. Und er hatte Erfolg: Einige Jahre später bauten Gemeinde und Genossenschaften hunderte Wohnungen in der Sandscholle.
Da war Paul Neumann allerdings schon aus dem Rennen. Da er weder mit der SPD noch mit der KPD gehen wollte, blieb er unabhängiger Sozialdemokrat und verlor so seine Mehrheiten. 1921 musste er als Gemeindevorsteher abtreten. Kurz darauf starb er, 58-jährig. Sein Grab findet sich auf dem Friedhof Goethestraße in Babelsberg.
Zum 100. Todestag von Paul Neumann am 4. Juli wurden erklärende Straßenzusatzschilder in der nach ihm benannten Straße in Babelsberg angebracht und mit einem kleinen Straßenfest gefeiert. Vorgeschlagen und organisiert haben das die ansässigen Wohnungsunternehmen, die zu den Auftraggebern von PK gehören. Beim Fest dabei: Projektkommunikation HAGENAU und Carsten Neumann, der Ur-Ur-Enkel des roten Aufrührers.
