DER
HAGE
NAUER

Hokuspokus und Simsalabim

 

 

Der SPREEWÄLDER ist ein Regionalmagazin, das wir für die WIS, die Lübbenauer Wohnungsbaugesellschaft, produzieren. In Kürze erscheint das 100. Heft. Für die vielleicht 1.200 Druckseiten der ersten hundert Ausgaben haben wir 24 Jahre gebraucht. Langweilig war es nie, sehen wir mal ab von den sich ewig wiederholenden herbstlichen Tipps zum richtigen Heizen und Lüften. Ausgerechnet jenes Thema, das dieser Tage eine ganz neue Bedeutung bekommen hat, schmeckte alljährlich etwas schal.

100 Hefte sind ja ein Grund zum Resümieren. Also traf sich unser Redakteur Torsten Bless mit drei älteren Herren, die mit ihrer Arbeit halfen, die Seiten des SPREEWÄLDERs (oder der „Wohnen im Spreewald“, wie das Magazin zunächst hieß) zu füllen: Lübbenaus Bürgermeister Helmut Wenzel, WIS-Geschäftsführer Michael Jakobs und ich als Ober-Hagenauer redeten über die alten Seiten und die aktuellen Zeiten. Das Gespräch werden die verehrten Leser in der Jubiläumsausgabe nachlesen können.

Wer will, der kann sich beim Durchblättern der alten Ausgaben des SPREEWÄLDERs durch die Jahre schlenzen. Am Anfang hatten wir kaum etwas zu berichten. Irgendwann hatten wir das so verabredet: Keine schlechten Nachrichten im Heft, die bietet uns das Leben zur Genüge. Ich glaube, das war an dem Tag nach unserem ersten Spreewald-Ausflug. Der Fährmann erzählte, dass er eigentlich Kraftwerker sei. Nach dem zweiten Kräuterbitter begann er zu weinen.

Die Schließung des Kraftwerks, das Legen der Türme, dass diese oder jene Familie nun auch noch fortgemacht hat, dass noch eine Bude dichtmacht, es beim Obdachlosenasyl im Hochhaus wieder Krawall gab … Das alles kommt nicht vor in unseren Heften. Dafür stellen wir viel in Aussicht, zitieren Versprechen und berichten von Plänen. Wir machten auf Zuversicht und spielten auf Zeit. Unser Auftrag war das Pfeifen im Wald. Bürgermeister Helmut Wenzel erinnert sich: „Wir mussten die Leute mitnehmen, konnten sie nicht allein mit den Veränderungen lassen.“

Mit den späteren Heften kommen die ersten dürren Erfolge, denen wir viele Worte widmen. Wir machen aus jeder Schwalbe lange Sommer, aus einsamen Mücken ganze Herden von Elefanten. „Stadtumbau“ hieß ab 1999 der große Zauber. Die WIS war es, der es wie kaum einer anderen Wohnungsgesellschaft gelang, den richtigen Hokuspokus und das passende Simsalabim zu finden. Im Gespräch sagt Michael Jakobs: „Ja, wir haben auch abgerissen. Aber vor allem haben wir durch Sanierungen viele neue Wohnangebote geschaffen und das Umfeld radikal umgewandelt. Wir haben gezeigt, dass man aus den Häusern der DDR-Zeit viel mehr machen kann.“

Ich erinnere mich, wie um jedes Haus gerungen, wie Projekt um Projekt geschmiedet und wieder verworfen wurde, um dann schließlich doch noch eine Lösung zu finden. Und manchmal durften auch wir von PK mit am Amboss stehen oder wenigstens den Schmied anfeuern: das vor dem Abriss bewahrte Hochhaus am Roten Platz, die Wäscherei, die heute Kindertreff ist, die zu Reihenhäusern oder Stadtvillen umgebauten Typenbauten … Helmut Wenzel redet in diesem Zusammenhang von Wertschätzung für das, was vor der Wende geschaffen wurde. Ich verstehe in diesem Moment des Gespräches: Das Neue wurde den Häusern je nicht übergestülpt, diese Häuser haben das hergegeben. Es ging auch um Wertschätzung für jene, die die Häuser seinerzeit gebaut haben.

Mit den Erfolgen kommen die ersten Feiern. Beides wird nach und nach größer. Für die Hefte braucht es nicht mehr so viele Worte, weil wir nun schöne Bilder haben. Das Magazin wird bunter, ändert seinen Namen, die 8 Seiten reichen nicht mehr aus, später auch nicht die 16. Drei- oder viermal, vielleicht auch öfter, überarbeiten wir Konzept und Layout.

Die Zeitung ändert sich. Wie die WIS, wie Lübbenau. Was für Klamotten wir damals getragen haben! Gelbe Jacketts mit Schulterpolster. Und erst mal die Frisuren. Und, oh Gott, diese komischen Schnauzer. „Die sind ja heute wieder modern“, sagt Michael Jakobs und wir kommen auf die aktuellen Veränderungen in der Lausitz zu sprechen. Helmut Wenzel meint: „Als bei uns das Kraftwerk zumachte, da hatte keiner in Berlin den Nerv darüber nachzudenken, was das für die Region bedeutete. Da gab es andere Sorgen, die die hatten. Mit unserem Strukturwandel mussten wir schon alleine fertig werden.“ Und dann wiegt er den Kopf: „Es ist gut, dass es heute für solche Prozesse ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein gibt.“

Ich habe nicht gezählt, ob es wirklich 1.200 Seiten sind. Vielleicht sind es weniger oder auch mehr. Wer sie durchblättert, der lernt, welch weiten Weg Lübbenau in den letzten Jahrzehnten gegangen ist. Der lernt viel über die WIS, wie sie sich erst auf- und dann hochrappelte, wie sie vom Schmuddelkind zur Problemlöserin aufstieg. Vor allem aber lernt er etwas darüber, wie der Osten tickt. Worauf er stolz ist.

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